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Eiweißstrategie für Luxemburg

Luxemburg importiert jährlich rund 27.000 Tonnen Eiweißfuttermittel. Hiervon entfallen 9.000 Tonnen auf Rapsund 18.000 Tonnen auf Sojakuchen. Allein für Sojaimporte werden jährlich rund 8 Millionen € aufgewendet. Überwiegend wird gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika importiert. Um den luxemburgischen Sojabedarf aus der inländischen Produktion zu decken, müsste auf rund 16 % der Ackerfläche Soja angebaut werden. Ein erheblicher Bedarf wenn man bedenkt, dass die Anbaufläche aller Getreidearten (Weizen, Gerste, Roggen etc.) zusammen 21 % der Ackerfläche ausmacht. Hinzukommt, dass nur wenig Flächen in Luxemburg für den Anbau von Soja geeignet sind, weshalb vor allem heimische Leguminosen wie Ackerbohnen oder Erbsen angebaut werden müssten, die aber hinsichtlich ihres Eiweißertrages und -konzentration weniger effizient sind. Die bestehende Flächenkonkurrenz zu anderen Kulturen, die begrenzte Anzahl für den Leguminosenanbau geeigneter Standorte und eine hohe Intensität in der Tierproduktion erschweren die Selbstversorgung mit Eiweißfuttermitteln. Dennoch kann der Selbstversorgungsgrad d. h. der Anteil heimischer Eiweißfuttermittel erhöht werden. Um die Produktion heimischer Eiweißfuttermittel zu fördern wird in dem Projekt an Lösungsansätze auf drei Ebenen gearbeitet.

 

Begleitung von Pilotbetrieben in der Praxis

Seit 2012 werden 9 Pilotbetriebe bei der Umstellung auf eine verstärkt regionale Fütterung begleitet. Die Anbau- und Fütterungsberatung erfasst das betriebliche Potential und bietet Hilfestellung bzgl. der Produktion und des Einsatzes heimischer Eiweißfuttermittel, durch welche die Eiweißautarkie der Betriebe verbessert wird. Im Vegetationsjahr 2013 bauten sie Luzern, Klee, Erbsen und Ackerbohnen teils in Reinsaat teils im Gemenge z.B. mit Hafer an. Die ersten hofeigenen Körnerleguminosen werden seit Herbst in der Fütterung eingesetzt. Der Flexibilität und Experimentierfreudigkeit dieser Betriebsleiter ist es zu verdanken, dass in diesem Jahr wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf Standorteignung verschiedener Leguminosenarten, Sortenwahl, Saatgutqualität, Kulturmanagement und den effizienten Einsatz von Leguminosen in der Fütterung gewonnen werden konnten. Dies erfolgte u.a. in Zusammenarbeit mit den luxemburgischen Saatguthändlern und dem phytomedizinischen Labor des DLR. Dass der Anbau- und die optimale Verwertung von Leguminosen nicht nur ökologisch (höhere Agrarbiodiversität, weite Fruchtfolgen, Einsparung von Stickstoffdünger und Pestiziden etc.) sondern sich auch betriebswirtschaftlich rechnen kann, wurde durch die Zwischenauswertung eines Pilotbetriebs, der seit 2012 verstärkt Luzerne in der Milchviehfütterung einsetzt, bewiesen (Kosteneinsparung rund 9.000 €/ Jahr). Die Ergebnisse wurden auf einer internationalen Tagung vorgestellt (57. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau: „Mehr Eiweiß von Grünland und Feldfutterbau: Potentiale, Chancen und Risiken“, 29.-31.08.2013, Triesdorf/Bayern (D)) und in der Fachpresse publiziert.

 

Vorschläge für agrarpolitische Rahmenbedingungen

Die argarpolitischen Forderungen der Eiweißstrategie, die bereits 2012 den politischen Entscheidungsträgern, der Administration und der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, sind im Abstimmungsprozess des neuen PDR-Entwurfes (2014-2020) berücksichtigt worden. Agrarumweltprogramme bzgl. einer weiten Fruchtfolge werden den Leguminosenanbau zukünftig stärker fördern und belohnen. Auch in der EU-Agrarpolitik soll er stärker unterstützt und z.B. auf den im Rahmen des Greenings ausgewiesenen ökologischen Vorrangflächen zugelassen werden.

 

Beiträge im Bereich Forschung

Aufbauend auf den positiven Ergebnissen des Soja-GPS-Versuchs aus 2012, die u.a. im Rahmen des bundesweiten Sojaprojektes in Deutschland publiziert wurden (siehe http://www.sojainfo.de/soja_gps.html), wurde 2013 ein Versuch zum Anbau von Mais und Soja im „Gemenge“ durchgeführt. Frühreife Maissorten

werden gemeinsam mit spät abgreifenden Sojasorten angebaut, im Oktober gehäckselt und anschließend als Silage verfüttert. Geprüft werden soll, inwieweit mit diesem Anbauverfahren die Stickstoffdüngung im Maisanbau reduziert (der Versuch wurde nicht gedüngt) und die Eiweißgehalte in der Maissilage

erhöht werden kann. Zudem lässt sich durch den Gemengeanbau ein reduzierter Einsatz von Pestiziden und eine verbesserte Humusbilanz gegenüber der Monokultur Mais ableiten. Gleichzeitig kann bei der Ernte der Sojabohnen (zum Erntezeitpunkt Milchreife) auf eine Wärmebehandlung verzichtet werden. Soja wird bereits seit einigen Jahren versuchsweise in Luxemburg angebaut. Um die Bohnen optimal in der Tierfütterung einsetzen zu können, ist eine Aufbereitung (entölen und Wärmebehandlung) notwendig. Hierdurch wird die Proteinverdaulichkeit erhöht und damit die Futtereffizienz deutlich verbessert. Bislang fehlt es aber an der nötigen Verarbeitungsstruktur. Die vorhandenen Soja- Aufbereitungsanlagen in Deutschland und Frankreich sind mehrere hundert Kilometer entfernt. Seit 2013 ist in Deutschland eine mobile Soja-Toastanlage

im Einsatz. In Kombination mit den regionalen Ölmühlen besteht damit die Option in Luxemburg produziertes Soja zu hochwertigen gentechnikfreien, regionalen Eiweißfuttermitteln zu verarbeiten. Den Kontakt zu dem Lohnunternehmen hat die „Ekologesch Landwirtschaftsberatung“ hergestellt. In Zusammenarbeit mit dem LTA Ettelbrück und der IBLA (Institut für biologische Landwirtschaft) sollte die Anlage Anfang 2014 erstmal

in Luxemburg getestet und vorgestellt werden. Neben Soja wurden im Versuchsjahr 2013 auch heimische Leguminosenarten getestet. Verglichen wurden Ackerbohnen und Hafer, die sowohl in Reinkultur als auch im Gemenge angebaut wurden. Untersucht wurden verschiedene Anbauverfahren, Unkrautunterdrückung, Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten, Stickstoffeffizienz sowie Ertragspotential. Die Ergebnisse werden Anfang 2014 im Versuchsbericht publiziert, der auf den Internetseiten www.oekozenter.lu und www.jongbaueren.lu zum Download zur Verfügung stehen wird oder direkt bei der Ekologeschen Landwirtschaftsberatung angefordert werden kann.

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